HIV & Aids: Behandlung

Die gezielte Behandlung einer HIV-Infektion mit Medikamenten bezeichnet man als antiretrovirale Therapie, d. h. eine gegen das Retrovirus HIV gerichtete Behandlung. Ziel der Behandlung ist es, die Viruslast der Betroffenen unter die Nachweisegrenze von derzeit 50 Viruskopien pro Milliliter Blut zu senken.

HIV-Patienten müssen antiretrovirale Medikamente zeitlebens und regelmäßig einnehmen. Dies verringert die Gefahr, dass die Viren resistent gegen die Medikamente werden. Trotz der Medikamente bleiben jedoch immer Viruspartikel im Körper zurück, selbst wenn die Viruslast im Blut unter die Nachweisgrenze sinkt. In der Regel handelt es sich hierbei um Viren, die sich gerade in einer Ruhephase (Latenzphase) befinden und sich nicht vermehren. Da die derzeit verfügbaren antiretroviralen Wirkstoffe nur in die Vermehrung der HI-Viren eingreifen, können sie den Erregern in der Ruhephase nichts anhaben.

Ruhende Viren sind vor Medikamenten geschützt

Viren in der Ruhephase befinden sich auch im Gehirn, den Lymphknoten, dem Darm und im Hoden. Weil sie von den bisher verfügbaren Medikamenten nicht angegriffen werden können, ist es erklärlich, weshalb eine antiretrovirale Therapie HIV-Patienten bislang nicht heilen kann. Die ruhenden HI-Viren können jederzeit in ein Stadium mit aktiver Vermehrung wechseln und so zum Ausgang eines erneuten Krankheitsschubes werden. Dieser Wechsel erfolgt besonders dann, wenn die Therapie beendet, unterbrochen oder reduziert wird.

Die momentane Standardtherapie besteht aus einer Kombination mit mindestens 3 Wirkstoffen, sie wird deshalb auch mit ihrer Abkürzung HAART (hochaktive antiretrovirale Therapie) benannt. Der optimale Zeitpunkt für einen Therapiebeginn ist bis heute umstritten. Klar ist, dass alle Patienten mit Symptomen (Stadium B oder C) behandelt werden. Umstritten ist nach wie vor der Behandlungsbeginn bei asymptomatischen Patienten. Spätestens wenn die CD4-Zellzahl unter 200 pro Mikroliter Blut sinkt, sollte hier eine antiretrovirale Behandlung aufgenommen werden. Es mehren sich jedoch die Hinweise darauf, dass die Erfolgsaussichten einer Behandlung größer sind, wenn diese bereits bei einer CD4-Zellzahl unter 350 beginnt.

Die Arzneistoffe, die zur Behandlung einer HIV-Infektion eingesetzt werden, greifen in den Vermehrungszyklus der HI-Viren ein oder verhindern ein Eindringen des Erregers in die Zellen (Fusionshemmer).

Medikamente blockieren die Vermehrung

Um sich innerhalb einer Zelle vermehren zu können, muss das HI-Virus sein Erbgut in das der Zelle einbauen. Dazu muss seine RNA in DNA umgeschrieben werden. Dies übernimmt ein viruseigenes Enzym, die Reverse Transkriptase. Medikamente, die diesen Prozess des Umschreibens hemmen, werden als reverse-Transkriptase-Hemmer bezeichnet. Zwei verschiedene Wirkstoffklassen verfolgen dieses Ziel auf unterschiedliche Weise:

  • Bei den so genannten Nukleosidanaloga (NRTI) handelt es sich um Bausteine, die DNA-Bausteinen ähneln. Sie werden an Stelle der richtigen Bausteine beim Umschreiben von RNA in die DNA eingebaut. Die DNA-Kette kann daraufhin nicht mehr verlängert werden. Durch diesen Kettenabbruch verhindern die Nukleosidanaloga, dass das Erbgut des Erregers in das menschliche Erbgut der Zelle gelangt und neue Viruspartikel entstehen können.
  • Nicht nukleosidale Reverse Transkriptasehemmer (NNRTI) hemmen die die reverse Transkriptase direkt.

Die so genannten Proteasehemmer gehören zu einer anderen Wirkstoffklasse und blockieren ein Enzym des Virus, das die von der Wirtszelle hergestellten Eiweißketten, aus denen das Virus zusammengesetzt wird, in funktionsfähige Abschnitte spaltet.

Eine hochaktive antiretrovirale Behandlung startet heute in der Regel mit 2 verschiedenen Nukleosidanaloga und einem Proteasehemmer oder einem nicht nukleosidalen reverse Transkriptasehemmer. Der Erfolg einer Behandlung hängt auch davon ab, dass HIV-Patienten ihre Medikamente regelmäßig einnehmen. Dies ist die Voraussetzung für eine ausreichend hohe Wirkstoffkonzentration im Blut, die die Vermehrung des Erregers optimal hemmt. Eine unregelmäßige Einnahme oder Therapiepausen können die Entwicklung von Resistenzen des Erregers gegen die Arzneistoffe fördern. Mit Hilfe eines Resistenz-Tests vor Behandlungsbeginn und bei einem erneuten Anstieg der Viruslast während der Behandlung kann der Internist sicher stellen, dass jeder HIV-Patient genau die Medikamente erhält, die gegen die bei ihm vorkommenden Erregervarianten optimal wirksam sind.

Zu den häufigen Nebenwirkungen einer antiretroviralen Behandlung zählen Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Oftmals benötigen HIV-Patienten zusätzliche Medikamente zur Behandlung der Nebenwirkungen. Sie sollten diese jedoch nur unter genauer Kontrolle ihres Arztes miteinander kombinieren, denn nicht alle Medikamente können problemlos gleichzeitig eingenommen werden.

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