Tuberkulose
Der Begriff Tuberkulose stammt aus dem Lateinischen (tuberculum = kleiner Knoten). Die Tuberkulose (TB) ist eine meldepflichtige Infektionskrankheit, die durch dieTuberkulosebakterien Mycobacterium tuberculosis hervorgerufen wird. Die Bakterien werden dabei in aller Regel durch das Einatmen infektiösern Tröpfchen (Aerosolen) von Mensch zu Mensch übertragen. Die Tuberkulose betrifft bevorzugt die Lunge, kann aber auch in jedem anderen Organ auftreten.
Gelingt es der Immunabwehr des Körpers, den Erreger nach dem ersten Kontakt erfolgreich einzudämmen, liegt eine so genannte latente tuberkulöse Infektion vor. Diese Reaktion auf eine Infektion, die nicht zu einem klinisch fassbaren Krankheitszustand führt, tritt in 90-95% der Infektionsfälle auf. Infizierte Personen mit intaktem Immunsystem können die Infektion eingrenzen, ohne dass eine behandlungsbedürftige Erkrankung entsteht, indem Zellen des Immunsystems die Bakterienherde umgeben und so genannte Granulome bilden. Dadurch werden die Bakterien allerdings nur eingedämmt, meist aber nicht völlig abgetötet.
Kommt es dagegen, insbesondere bei Immunschwäche, direkt im Anschluss an eine Infektion zur Ausbildung eines tuberkulösen Entzündungsherdes, meist mit einer Vergrößerung des begleitenden Lymphknotens, so liegt eine Primärtuberkulose vor. Über den Blutweg können die Erreger dann auch in andere Organe gestreut werden. Doch auch viele Jahre nach einer Infektion kann es noch zur Entwicklung einer aktiven Tuberkulose kommen (Postprimärtuberkulose), wenn das Immunsystem die Erreger nicht mehr unter Kontrolle halten kann und diese sich ungehemmt vermehren. Diese „Reaktivierung" spielt in den industrialisierten Ländern Europas und Nordamerikas vor allem bei älteren Menschen ein große Rolle. Das Risiko, eine behandlungsbedürftige Tuberkulose zu entwickeln, ist in den ersten 2Jahren nach einer Infektion am höchsten.
Die Tuberkulose existiert vermutlich seit Menschengedenken als weit verbreitete Erkrankung und begleitet die menschliche Kulturgeschichte wie kaum eine andere Krankheit. Die industrielle Revolution und die dadurch ausgelösten sozialen Veränderungen - vor allem die wachsende Bevölkerungsdichte in den Städten - führten zu einem sprunghaften Anstieg der Tuberkulose im 18. und 19. Jahrhundert. In der Mitte des 19. Jahrhunderts starb in Deutschland jeder 4. erwachsene Mann an Tuberkulose. Diese wurde damals auch als die „weiße Pest" bezeichnet. Im berühmten, nobelpreisgekrönten Roman „Der Zauberberg" beschreibt der Autor Thomas Mann anschaulich den Einfluss, den diese Erkrankung auf alle Bereiche des menschlichen Lebens hatte.
In den industrialisierten Ländern hat die Tuberkulose aufgrund des steigenden Wohlstands, der besseren hygienischen Verhältnisse und nicht zuletzt wegen der immer wirksamerer Medikamente an Schrecken verloren. Die Sterblichkeit infolge der Erkrankung hat deshalb dort stark abgenommen. Dennoch gehört die Tuberkulose neben Aids/HIV und Malaria weltweit immer noch zu den häufigsten Infektionskrankheiten. Ein Drittel der Menschheit - das sind etwa 2Milliarden Betroffene - sind nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit dem Erreger infiziert, wovon 5-10% an aktiver Tuberkulose erkranken, dabei Männer doppelt so häufig wie Frauen. 95% der Erkrankungen betreffen die armen Länder - dort ist die Tuberkulose mit mehr als 2 Millionen Toten jährlich die häufigste tödliche Infektionskrankheit. Problematisch wird auch die zunehmende Resistenzentwicklung der Erreger gegen die normalerweise erfolgreiche Antibiotikatherapie. Der Anteil von Erregern, die eine Resistenz gegen mindestens eines von 5 Medikamenten entwickelt haben, betrug im Jahr 2003 für Deutschland 13% (RKI-Bericht 2005) - Tendenz steigend.
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