Erektile Dysfunktion: Behandlung

Ist eine körperliche Erkrankung der Grund für eine erektile Dysfunktion, sollte zunächst diese behandelt werden, um ernste gesundheitliche Gefahren abzuwenden. Besteht ein möglicher Zusammenhang zwischen der Einnahme von Medikamenten und einer Erektionsstörung, muss der behandelnde Arzt abwägen, ob diese abgesetzt oder durch andere Präparate ersetzt werden können.

Zur Behandlung einer erektilen Dysfunktion stehen heute eine Reihe von Therapiemethoden zur Verfügung. Der Arzt wird bei der Auswahl die Grunderkrankung, mögliche Nebenwirkungen und Unverträglichkeiten (Kontraindikationen) berücksichtigen.

Seitenübersicht

  • Medikamentöse Therapie
  • Schwellkörper-Autoinjektions-Therapie (SKAT)
  • Transurethrale Applikation vasoaktiver Substanzen (MUSE)
  • Vakuum-Erektionspumpen
  • Operative Verfahren
  • Psychologische Betreuung/Psychotherapie

Medikamentöse Therapie

Phosphodiesterase-Hemmer

Phosphodiesterase-Hemmer, auch PDE-5-Hemmer genannt, sind inzwischen die am meisten eingesetzten Medikamente bei erektiler Dysfunktion. PDE-5-Hemmer werden eingesetzt, um die glatten Muskelzellen in den Schwellkörpern zu entspannen, die Blutzufuhr zu ermöglichen und so eine Erektion herbeizuführen. Entgegen weit verbreiteter Meinung steigern PDE-5-Hemmer allerdings nicht die Libido. Die bekanntesten Wirkstoffe sind Sildenafil, Tadalafil sowie Vardenafil. Sie werden in Tablettenform verabreicht.

Bei der Einnahme von Sildenafil wie auch den anderen Wirkstoffen können vorübergehend Nebenwirkungen auftreten. Hierzu gehören insbesondere Kopf- und Magenschmerzen, Gesichtsrötungen, eine verstopfte Nase und Sehstörungen.

Bei schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen, direkt nach einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall, der weniger als 6 Monate zurückliegt, sowie starken Leberfunktionsstörungen dürfen diese Substanzen nicht eingenommen werden. Dieses gilt ebenso bei Einnahme von Nitraten, einem Notfallmedikament bei Angina pectoris, und bestimmten anderen blutdrucksenkenden Substanzen. Außerdem ist eine Reihe von Erkrankungen bekannt, bei denen die Anwendung Beschränkungen unterliegt. Hierzu gehören schwere Nierenfunktionsstörungen, Blutgerinnungsstörungen sowie einige Peniserkrankungen- und Fehlbildungen.

Sexualhormone

Bei nachgewiesenem dauerhaftem Testosteron-Mangel kann das Hormon dem Körper in Form von Injektionen, Gel, Pflastern oder Tabletten zugeführt werden. Da eine Testosteron-Behandlung das Wachstum eines Prostatakrebs beschleunigen kann, darf das Hormon nur eingenommen werden, wenn vorher sichergestellt wurden, dass die Prostata gesund ist.

Eine Testosteron-Behandlung kann nur in Ausnahmefällen die Erektionsfähigkeit wieder völlig herstellen.

Yohimbin

Yohimbin wird aus der Rinde eines westafrikanischen Baums gewonnen und gilt in seiner Heimat als Aphrodisiakum. Der genaue Wirkungsmechanismus von Yohimbin ist noch ungeklärt.

Yohimbin wird seit fast 100 Jahren in der Behandlung der erektilen Dysfunktion eingesetzt, hat aber in den letzten Jahren durch die Einführung der PDE-5-Hemmer an Stellenwert verloren. Heute wird es bevorzugt bei leichten organischen und psychischen Störungen der Erektionsfähigkeit eingesetzt. Bei richtiger Dosierung kann es lediglich zu milden Nebenwirkungen kommen, z. B. Unruhe, Händezittern, verstopfte Nase und Schlafstörungen. Je nach Patient kann das Mittel den Blutdruck erhöhen oder senken.

Apomorphin

Auch der Wirkstoff Apomorphin, ein Abkömmling des Morphins, hat sich in der Therapie der erektilen Dysfunktion nicht durchgesetzt. Der Einsatz beschränkt sich heutzutage weitgehend auf leichte organische oder psychogen-bedingte Störungen.

Schwellkörper-Autoinjektions-Therapie (SKAT)

Vor dem Einsatz der PDE-5-Hemmer war SKAT die Therapie der Wahl. Bei dieser Methode injiziert sich der Betroffene vor dem Geschlechtsverkehr mit einer dünnen Nadel ein Medikament in einen Schwellkörper des Penis. Als Wirkstoffe werden Prostaglandin E1 oder Papaverin verwendet. Beide Substanzen lassen die glatte Penismuskulatur erschlaffen und ermöglichen eine verstärkte Blutzufuhr in den Schwellkörpern.

Folgende Nebenwirkungen können bei der Anwendung auftreten:

  • Blutergüsse, Penis- und Erektionsschmerzen
  • Schwellkörper-Infektionen
  • Krankhaft anhaltende schmerzhafte Erektionen (Priapismus)
  • Spätfolgen: Schwellkörper-Fibrose (krankhafte Vermehrung des Bindegewebes), Sensibilitätsstörungen

Bei einigen Krankheiten darf eine SKAT nicht angewendet werden, z. B. Herz- und Kreislauf-Erkrankungen, Herzinfarkt innerhalb des letzten Jahres, Leber- und Nierenfunktionsstörungen, Geschlechtskrankheiten und Sichelzellenanämie.

Transurethrale Applikation vasoaktiver Substanzen (MUSE)

Bei dieser Therapie verabreichen sich die Betroffenen den Wirkstoff Prostaglandin E1 über einen in die Harnröhre eingeführten Applikator aus Plastik. Auch hier entspannen sich die glatten Muskeln im Penis, die Schwellkörper werden stärker durchblutet und es kommt zu einer Erektion. Nebenwirkungen können Schmerzen, Kopfschmerzen, Harnröhrenverletzungen, Schwindelanfälle, Blutdruckabfall und kurze Bewusstlosigkeit sein. Bei einem bekannten Risiko für anhaltende schmerzhafte Erektionen (Priapismus), Blutgerinnungsstörungen sowie Harnröhrenentzündungen sollte diese Methode nicht angewendet werden.

Vakuum-Erektionspumpen

Vakuumpumpen sind mechanische Erektionshilfen, die mit einem auf den Penis aufgesetzten Zylinder einen Unterdruck erzeugen. Dadurch kann sich der Penis mit Blut füllen und eine Erektion auslösen. Ein auf die Peniswurzel aufgesetzter Gummiring soll den schnellen Abfluss des Blutes verhindern. In manchen Fällen werden Erektionsringe auch isoliert eingesetzt. Auch dieses Verfahren ist jedoch nicht nebenwirkungsfrei. So kann es beispielsweise zu Blutergüssen und Schmerzen am Penis und einem Empfindlichkeitsverlust des Penis kommen.

Operative Verfahren

Schwellkörperimplantate

Patienten, bei denen andere Behandlungen erfolglos waren, können Schwellkörperimplantate aus Kunststoff eingesetzt werden. Heutzutage wird überwiegend ein hydraulisches 3-Komponenten-System, das aus einem Flüssigkeitsreservoir, einer Pumpe und künstlichen Schwellkörpern besteht, implantiert. Als Nebenwirkungen kann es zu Schmerzen, Infektionen, Perforationen, Gewebsverhärtungen (Fibrosen) und Lecks im System kommen. Diese machen weitere Eingriffe nötig. Da aber 60–80% der Patienten dauerhaft mit dieser Therapieform zufrieden sind, ist sie für die entsprechenden Patienten eine wichtige Alternative.

Arterien- und venenchirurgische Eingriffe

Sind die Penisarterien nicht durchlässig genug oder gar verschlossen, kann mit einer Art „Bypass-Operation" eine neue Verbindung in den Arterien hergestellt werden.

Eine andere Methode wird bei einem erhöhten Blutabfluss in den Venen des Penis eingesetzt. Dabei wird operativ verhindert, dass das aufgestaute Blut zu früh abfließt.

Aufgrund mangelnder Erfolge werden beide Eingriffe nur noch in Ausnahmefällen durchgeführt.

Psychologische Betreuung/Psychotherapie

Ist eine erektile Dysfunktion psychisch begründet, kann eine sexualmedizinische Behandlung notwendig sein. Auch als Begleitung bei organisch-bedingten Erektionsstörungen ist sie hilfreich. Die Partnerin des Betroffenen sollte in die Behandlung mit eingebunden werden, denn eine Erektionsstörung betrifft auch sie.