11.12.2008

Antibiotika können Darmflora zerstören

Antibiotika können die Immunabwehr im Darm schwächen und so Bakterien das Eindringen in den Körper erleichtern...

Antibiotika können einer neuen Studie zufolge die Abwehrkräfte des Darms schädigen und so die Ausbreitung von potenziellen Krankheitserregern im Darm ermöglichen. Dadurch begünstigen sie Infektionen mit hoch resistenten Bakterienstämmen, teilt der Berufsverband Deutscher Internisten (BDI) mit. Antibiotika sollten deshalb nur bei bakteriellen Infektionen sowie in ausreichend hoher Menge und lange genug eingesetzt werden.

Antibiotika sind Wirkstoffe, die gezielt Bakterien im Wachstum hemmen oder zerstören sollen, ohne dabei die Zellen des Körpers zu schädigen. Amerikanische Forscher haben in einer Studie an Mäusen jedoch herausgefunden, dass diese unverzichtbare Wirkung auch mit negativen Folgen für die Abwehrkräfte des Darms einhergehen kann (Nature 2008, 455: Seite 804). Denn im Darm töten Antibiotika die darin lebenden Bakterien ab, ohne zwischen Krankheitserregern und den natürlicherweise im Darm lebenden harmlosen Arten zu unterscheiden. Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass der Körper ohne diese „normalen" Bakterien weniger Abwehrmoleküle bildet und die Darmschleimhaut somit durchlässiger für Eindringlinge wird. Krankmachende Bakterien, die den Antibiotika-Einsatz überlebt haben, können sich dann umso leichter durch die Darmwand hindurch im Körper ausbreiten.

Gesunde Darmflora verhindert Ausbreitung krankmachender Bakterien

Eine gesunde Darmflora ist also nicht nur für eine gute Verdauung wichtig, sie scheint auch vor Infektionen zu schützen. „Offenbar sind bestimmte Bakterienarten in unserem Darm notwendig, um Krankheitserreger unter Kontrolle zu halten. Wenn dieses Gleichgewicht durch Antibiotika zerstört wird, haben schädliche Bakterien plötzlich mehr Platz und Nahrung zur Verfügung, und die Darmschleimhaut kann sie nicht mehr abwehren", erklärt Dr. Peter Walger vom BDI. Dies sei eine weitere Erklärung dafür, warum Infektionen mit resistenten Bakterienstämmen immer häufiger werden. „Die in Krankenhäusern vielfach notwendigerweise verschriebenen Breitband-Antibiotika vernichten auch einen großen Teil der Darmflora und schwächen so den Schutz vor den problematischen Bakterien im Darm, die gegen diese Mittel resistent sind", sagt Dr. Walger.

Antibiotika-Resistenzen nehmen zu

Da eine übermäßige Verwendung von Antibiotika die Entstehung von Resistenzen fördert, warnen Experten schon seit langem vor einem leichtfertigen Einsatz. Insbesondere unter den Enterokokken aus dem Darm und den Staphylokokken, die natürlicherweise die Haut und Nasenschleimhaut besiedeln, gibt es heute viele Erreger, die gegen beinahe jedes heute verfügbare Standard-Mittel unempfindlich geworden sind. Multiresistente Enterokokken und besonders Methicillin resistente Staphylococcus aureus-Stämme (MRSA) haben sich in den letzten Jahren in vielen Kliniken immer stärker ausgebreitet. „Antibiotika können also im Endeffekt mehr schaden als nutzen, wenn sie wahllos und falsch verabreicht werden", warnt Dr. Walger.

 

 

 

 

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