20.03.2008

Neues Behandlungsschema für Morbus Crohn-Patienten?

Neue Medikamente könnten möglicherweise den Einsatz von Kortison bei der chronischen Darmerkrankung überflüssig machen...

Eine frühzeitige Behandlung mit Medikamenten, die das Immunsystem unterdrücken, könnte die Heilungsaussichten von Morbus Crohn-Patienten deutlich verbessern. Zu diesem Schluss kommen belgische und niederländische Wissenschaftler im britischen Fachmagazin The Lancet (Lancet 2008, 371: Seite 660). „Durch den frühen Einsatz von immununterdrückenden Medikamenten müssen Patienten mit Morbus Crohn möglicherweise weniger oder gar kein Kortison mehr einnehmen", sagt Dr. Martin Strauch vom Berufsverband Deutscher Internisten (BDI).

Morbus Crohn ist eine chronische Entzündung der Darmwand mit unbekannter Ursache. Die Symptome der Erkrankung werden in der Regel zunächst mit Kortison behandelt. Allerdings kann die Wirksamkeit von Kortison mit der Zeit nachlassen und gerade bei längerer Anwendung zu Nebenwirkungen führen. Die Forscher untersuchten deshalb, ob immununterdrückende Medikamente den Einsatz von Kortison ersetzen oder zumindest einschränken können. Ihre Ergebnisse zeigen, dass sich die Erkrankung bei 60% der Patienten bessert, wenn sie mit immununterdrückenden Medikamenten behandelt wurden. Bei einer Kortisonbehandlung waren es nur 36%.

„Dieses Resultat bestätigt eine Erfahrung, die auch von der Behandlung anderer Erkrankungen her bekannt sind", erklärt Dr. Strauch. So verbessere ein früher Einsatz immununterdrückender Medikamente auch den Behandlungserfolg bei Rheuma-Patienten. „Möglicherweise hilft dieser Behandlungsansatz auch Patienten mit anderen chronischen Entzündungen, wie z. B. einer Colitis ulcerosa", vermutet der Magen-/Darmspezialist. Denn bei all diesen Erkrankungen sei das Immunsystem überaktiv und richte sich gegen den eigenen Körper.

Bevor das momentane Behandlungsschema für Morbus Crohn-Patienten jedoch geändert wird, müssen sich die Erfolge der immununterdrückenden Behandlung zunächst in weiteren Untersuchungen bestätigen. „Erst die endgültigen Ergebnisse einer zur Zeit noch laufenden Studie, werden zeigen, ob die bisherige Behandlungspraxis überarbeitet werden muss", so Strauch.

 

 

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