Herzinfarkt: Untersuchungen & Diagnose

Aufgrund der vielfältigen und oft nicht eindeutig zuzuordnenden Beschwerden ist es manchmal schwierig, einen Herzinfarkt sofort zu erkennen. Es können sich andere schwerwiegende Erkrankungen dahinter verstecken, die ähnliche Symptome aufweisen und auch als absolute Notfälle gelten. In der Akutsituation müssen daher verschiedene Differentialdiagnosen berücksichtigt werden. Dazu zählen beispielsweise eine Herzbeutelentzündung (Perikarditis), ein Einriss der großen Körperschlagader (Aortendissektion), eine Lungenembolie, ein Pneumothorax, eine Lungenentzündung, eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung oder eine Gallenkolik.

Zur Diagnosefindung werden gewöhnlich folgende Untersuchungen durchgeführt:

Elektrokardiografie

Die Elektrokardiografie (EKG), d.h. die Messung der Herzstromkurve, ist das wichtigste Untersuchungsverfahren bei einem Infarkt-Verdacht. Die Darstellung der Herzstromkurve, das Elektrokardiogramm (EKG), kann im Falle eines Infarkts über die Lokalisation sowie über den Zeitpunkt des Infarkteintritts gewisse Auskunft geben. Hilfreich für die Diagnosestellung sind alte EKG-Befunde, die der Arzt zum Vergleich heranziehen kann. 

Das EKG ist für die Diagnose des akuten Herzinfarkts besonders aussagekräftig, wenn ein so genannter transmuraler Infarkt (Infarkt, der den Herzmuskel von der äußeren bis zur inneren Schicht erfasst) vorliegt. Dies ist immer dann der Fall, wenn ein bestimmter Abschnitt der EKG-Kurve, die so genannte ST-Strecke, bogenförmig angehoben ist. Dieser Infarkt wird als ST-Hebungsinfarkt bezeichnet. Schwieriger ist die Infarktdiagnose, wenn trotz typischer Infarktschmerzen die ST-Strecke nicht angehoben ist. Bei diesem Nicht-ST-Hebungsinfarkt (NSTEMI) kann der Arzt nur dann die Diagnose „Herzinfarkt" stellen, wenn spezielle „Herzenzyme" (s. auch „Laboruntersuchungen“) bei der Blutuntersuchung positiv sind.

Bestätigt sich der Infarkt-Verdacht ist in der Akutphase eine kontinuierliche EKG-Überwachung am Monitor notwendig, um mögliche Komplikationen wie Herzrhythmusstörungen frühzeitig zu erkennen und behandeln zu können.

Körperliche Untersuchung

Typischerweise wirkt ein Herzinfarkt-Patient blass, ängstlich, klagt über Übelkeit und neigt zu kalten Schweißausbrüchen. Blutdruck und Pulsfrequenz sind erhöht. Kollaps, Bewusstlosigkeit und Herz-Kreislauf-Stillstand können bei Betroffenen mit schwerwiegenden Herzrhythmusstörungen wie Kammerflimmern auftreten. Bezeichnend für die Diagnose „Herzinfarkt" ist auch, dass die Schmerzen durch Ruhe bzw. das gefäßerweiternde Medikament Nitroglycerin (Spray) nicht oder kaum beeinflussbar sind.

Bei der Untersuchung mit dem Stethoskop versucht der Arzt, mögliche Komplikationen zu erkennen:

  • außerhalb des Grundrhythmus vorzeitige Herzschläge (Extrasystolen); sie treten häufig bei einem Infarkt auf
  • feuchte Rasselgeräusche über den Lungen bei linkseitiger Herzschwäche (Linksherzinsuffizienz)
  • mit Lungenstauung/Lungenödem (Blutflüssigkeit im Lungengewebe)
  • auffällige Herzgeräusche als Hinweis auf ein Herzklappenproblem (Mitralklappeninsuffizienz)
  • „Perikardreiben" bei einer Entzündung des Herzbeutels (Pericarditis)

Laboruntersuchungen

Im Blut sind beim akuten Herzinfarkt bestimmte Substanzen erhöht. Sie unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Empfindlichkeit und Aussagekraft (Spezifität) für einen Infarkt, ferner hinsichtlich des zeitlichen Verlaufs von Anstieg, höchstem Wert und Abfall der Konzentration. Daraus lassen sich Rückschlüsse auf den Zeitpunkt des Infarktbeginns und die Größe des Infarktgebietes ziehen.

Spezifische Parameter:

Troponin I und T:  

Dieses Enzym steigt bereits 3 Stunden nach Infarktbeginn an und ist der erste mögliche Labornachweis für eine Herzmuskelschädigung. Die Troponin-Bestimmung wird nach 3, 6 und 12 Stunden wiederholt. Liegt ein Anstieg von Troponin I oder T ohne die typischen EKG-Veränderungen vor, spricht man von einem „Nicht-ST-Hebungsinfarkt (NSTEMI)" (s. auch Elektrokardiografie).

Gesamt-CK (Creatinin-Kinase) und CK-MB-Anteil:

Diese Enzyme steigen im Blut bei Schädigungen der Herz- und Skelettmuskulatur an. Die Höhe des CK-Anstieges und die Infarktgröße hängen miteinander zusammen. Beträgt der CK-MB-Anteil zwischen 6 und 20 % der Gesamt-CK spricht dies für eine Schädigung des Herzmuskels.

Echokardiografie

Die Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiografie) ist ein aussagekräftiges, nicht-invasives und für den Patienten schonendes Verfahren, welches schnell durchführbar ist. Die Echokardiografie liefert vor allem in der Akutphase und in der Folgezeit wichtige Informationen über die Größe und Funktion der vom Infarkt betroffenen Herzkammer sowie über die Herzklappenfunktion.

Koronarangiografie/Katheteruntersuchung

Dieses invasive Verfahren ist eine äußerst wichtige Methode in der Herzinfarkt-Diagnostik und -Therapie. Dabei wird in der Regel ein großes arterielles Gefäß in der Leistengegend oder am Handgelenk punktiert und über diesen Zugang ein Katheter in die Herzkranzgefäße geschoben. Über den Katheter wird jodhaltiges Kontrastmittel in die Koronargefäße gespritzt. Dadurch werden die Gefäße, Engstellen und Gefäßverschlüsse auf dem Röntgen-Bildschirm sichtbar gemacht.

Die Koronarangiografie soll so schnell wie möglich, d.h. möglichst innerhalb von 90 Minuten nach Infarkteintritt durchgeführt werden, um durch Wiedereröffnung des verschlossenen Infarktgefäßes Herzmuskelgewebe vor dem Absterben zu retten.

Magnetresonanztomografie (MRT) & Computertomografie (CT)

Die Magnetresonanztomografie (MRT) und die Computertomografie (CT) gewinnen zunehmend an Bedeutung als nicht-invasive Methoden zur Darstellung der Herzkranzgefäße und zur Beurteilung der Infarktgröße. Im akuten Infarktstadium hat jedoch die invasive Kathetertechnik wegen der damit verbundenen Therapiemöglichkeit (Ballondilatation, Stentimplantation) den Vorrang.

Experte: Wissensch. Beratung: Prof. Dr. Hans Martin Hoffmeister & Dr. Norbert Smetak

Literatur:
https://leitlinien.dgk.org/files/2018_Pocket_Leitlinie_STEMI_Internetversion_Neu.pdf

Letzte Aktualisierung: 25.08.2022

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