Zeckenstichfieber: Diagnose & Therapie & Verlauf

Untersuchungen & Diagnose

Treten bei einem Patienten, während oder nachdem er sich in einem Risikogebiet aufgehalten hat, Fieber und  eine oder mehrere schwarze Stellen auf der Haut mit Wundschorf (Eschar) sowie ein Hautausschlag auf, dann sollte der Arzt hellhörig werden und je nach Aufenthaltsgebiet an ein Afrikanisches oder Mediterranes Zeckenstichfieber denken. Das Felsengebirgsfleckfieber ist zu erwägen, wenn Patienten während oder nach Aufenthalten in den amerikanischen Verbreitungsgebieten plötzlich hohes Fieber und Kopfschmerzen bekommen und über einen Zeckenbefall berichten. Ein starker Hinweis ist der oft ausgeprägte Hautauschlag, vor allem wenn er auch an den Handflächen und Fußsohlen auftritt. Allerdings tritt dieser meist erst am 2. bis 5. Krankheitstag auf. Bei allen Zeckenstichfiebern wird der Zeckenstich oft nicht bemerkt, da einige der Überträgerzecken relativ klein sind oder nur kurzfristig Blut saugen.

Im Blut des Patienten kann der Arzt meist ab Ende der ersten Krankheitswoche Antikörper gegen Eiweißstoffe der Rickettsien nachweisen. Welche Rickettsien-Art genau vorliegt, kann schwierig zu bestimmen sein, da die Antikörper nicht immer eindeutig zwischen verschiedenen Arten unterscheiden können. In den ersten Krankheitstagen können die Erreger auch im Blut oder in einer Gewebeprobe aus dem Eschar an der Stelle des Zeckenstichs angezüchtet oder mittels Genanalyse, einer so genannten PCR, nachgewiesen werden. Mit Hilfe der PCR kann man die verschiedenen Rickettsien-Arten unterscheiden. Solche Untersuchungen sind vor allem in unklaren Fällen wichtig, z. B. wenn der Patient typische Beschwerden hat, aber sich nur in Gebieten aufgehalten hat, in denen Zeckenstichfieber bisher nicht oder nur sehr selten vorkommen.

Ziel der Untersuchung durch den Arzt ist es auch, andere Erkrankungen, die ähnliche Beschwerden auslösen können, auszuschließen. Dazu zählen andere bakterielle oder parasitäre Infektionen wie Meningokokken-Sepsis, Brucellose, Typhus, Leptospirose, Malaria, Lues oder Leishmaniose und zahlreiche systemische Virusinfektionen (z.B. Epstein-Barr-Virusinfektion und Zytomegalie). 

Behandlung der Zeckenstichfieber

Mittel der ersten Wahl für die Therapie aller Zeckenstichfieber-Erkrankungen ist das Antibiotikum Doxycyclin in einer Dosierung von 200 mg pro Tag für 5 bis 7 Tage bzw. bis mindestens 3 Tage nach Entfieberung. Als Alternative kommen Ciprofloxacin, Makrolide (z.B. Azithromycin) oder Chloramphenicol in Frage. Kindern unter 8 Jahren und Schwangeren, die wegen des Risikos von Zahnschmelzdefekten bei den Kindern keine Tetracycline einnehmen sollen, können alternativ Makrolide wie Azithromycin oder Clarithromycin verabreicht werden. Schwer verlaufende Erkrankungen des Felsengebirgsfleckfiebers bei Kindern und Schwangeren werden trotzdem mit Doxycyclin behandelt.    

Verlauf & Prognose

Todesfälle sind beim Afrikanischen Zeckenstichfieber bisher nicht beschrieben worden. Auch das Mittelmeer-Zeckenstichfieber verläuft in vielen Fällen gutartig und ohne Komplikationen. Mit Antibiotika kann die Erkrankung zudem gut behandelt werden. In manchen Fällen kann sie jedoch zum Tode führen: 0,5 bis 2,5% der Infizierten sterben am Mittelmeer-Zeckenstichfieber, insbesondere wenn sie nicht oder zu spät behandelt werden. Beim Felsengebirgsfleckfieber zeigen die Meldezahlen in den USA einen deutlichen Anstieg der Fallzahlen (2000: 495, 2016: 4.269 Fälle) bei gleichzeitigem Rückgang der Sterberate von 3% auf 0,5%. Dies mag einerseits durch eine bessere und raschere Diagnose und Behandlung bedingt sein, andererseits werden bei der Meldung alle Zeckenstichfieber erfasst einschließlich der wesentlich leichter verlaufenden Infektionen durch Rickettsia parkeri und Rickettsia philippi (Pazifikküsten-Zeckenstichfieber). In Fallserien von gesichertem Felsengebirgsfleckfieber lag die Sterblichkeit in einigen US-Bundesstaaten zuletzt bei 5-10%.

Autor/Autoren: Wissensch. Beratung & Ausarbeitung: Dr. Mirjam Schunk, Prof. Dr. Thomas Löscher

Literatur:
Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin in 2 Ordnern; Hrsg.: J. Meyer et al. ; Elsevier, 11/2018

Letzte Aktualisierung: 29.01.2019

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