Ziel der Behandlung eines akuten Gichtanfalls ist es, möglichst schnell die Schmerzen zu lindern und die Entzündung zu stoppen. Meistens gibt der behandelnde Arzt ein antientzündliches und dadurch auch schmerzlinderndes Medikament (z. B. Colchicin oder Nichtsteroidale Antirheumatika wie z. B. Diclofenac oder Ibuprofen). Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion erhalten Kortisonpräparate. Alternativ kann das Kortison auch direkt in das Gelenk eingespritzt werden.

Bei Patienten mit wiederholten Gichtanfällen (mehr als 3 im Jahr) und nicht ausreichender Wirksamkeit einer vorangegangenen Therapie mit Colchicin, Nichtsteroidalen Antirheumatika oder Kortisonpräparaten oder Kontraindikationen gegen diese Substanzen sollte das Biologikum Canakinumab (monoklonaler, humaner IL-1beta-Antikörper) eingesetzt werden.

Zusätzlich können kühlende Gelenkumschläge die Entzündung hemmen und die Schmerzen verringern.

Therapie bei chronischer Gicht

Die Behandlung einer chronischen Gicht zielt darauf ab, den Harnsäure-Spiegel auf Dauer zu normalisieren (unter 5-6 Milligramm/Deziliter Blut). Auf diese Weise sollen Gichtanfälle und Folgeerkrankungen wie Gelenkschäden, Gichtknoten, Nierenschäden und Nierensteine vermieden werden. Außerdem sollen bereits bestehende Harnsäure-Ansammlungen aufgelöst werden.

Die Therapie der chronischen Gicht stützt sich auf 3 Punkte:

  • Verringerung der Purin-Aufnahme
  • Erhöhung der Harnsäureausscheidung durch Arzneimittel
  • Hemmung der Umwandlung von Purinen in Harnsäure

Physikalische Therapie

Ähnlich wie bei einer rheumatoiden Arthritis können auch die Beschwerden einer chronischen Gicht mit Hilfe physikalischer Maßnahmen behandelt werden. Folgende Maßnahmen stehen zur Verfügung:

  • Schmerztherapie: Ultraschall-, Elektrotherapie, Wärmebehandlung
  • Durchblutungsverbesserung, Muskelentspannung: Massage, Wärme-, Kältebehandlung
  • Muskelkräftigung: Krankengymnastik, direkte Mittelfrequenzstrombehandlung, Reizstromtherapie
  • Behandlung von Bewegungseinschränkungen: Ergotherapie, Krankengymnastik
  • Korrektur und Verhütung von Fehlstellungen: Krankengymnastik, Ergotherapie

Operative Maßnahmen

Gichtknoten (Tophi) können operativ entfernt werden. Deformationen an Finger- und Zehengelenken lassen sich ebenfalls durch Operationen korrigieren. Wenn Gelenke bereits stark geschädigt und Bewegungen sehr schmerzhaft sind, können künstliche Gelenke eingesetzt oder die Gelenke versteift werden.

Experte: Wissensch. Beratg. & Ausarbeitg.: Dr. Martin Welcker & Dr. Florian Popp, Planegg

Literatur:
Langfassung zur S2e-Leitlinie Gichtarthritis (fachärztlich). Evidenzbasierte Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh). U. Kiltz, R. Alten, M. Fleck, K. Krüger, B. Manger, U. Müller-Ladner, H. Nüßlein, M. Reuss-Borst, A. Schwarting, H. Schulze-Koops, A. Tausche, J. Braun. Zeitschrift für Rheumatologie Band 75 Supplement 2 August 2016.

Letzte Aktualisierung: 25.07.2022

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