Gicht: Untersuchungen & Diagnose

Der Arzt erkennt eine Gicht meist anhand des typischen körperlichen Erscheinungsbilds am ersten und zweiten Tag eines Gichtanfalls. Eine Gichterkrankung gilt als wahrscheinlich, wenn

  • sich die Beschwerden rasch, d.h. innerhalb von zwei Stunden, entwickeln.
  • zu Beginn nur ein Gelenk erkrankt ist, meist das Großzehen-Grundgelenk.
  • die Beschwerden innerhalb von 7-14 Tagen verschwunden sind.

Die Diagnose Gicht gilt als gesichert, wenn zusätzlich mindestens einer der folgenden Punkte zutrifft:

  • Erhöhter Harnsäure-Wert im Blut (über 6,5 Milligramm pro Deziliter Blut).
  • Nachlassende Beschwerden, wenn typische Gicht-Medikamente gegeben werden, z. B. Colchicin.
  • Harnsäurekristalle in der Gelenkflüssigkeit.

In der Zeit zwischen zwei Gichtanfällen ist das betroffene Gelenk meist leicht geschwollen, in der Gelenkflüssigkeit lassen sich Harnsäurekristalle nachweisen.

Gicht tritt häufig gemeinsam mit Übergewicht, Diabetes mellitus, erhöhten Blutfettwerten und Bluthochdruck auf. Der Patient wird deshalb auch auf diese Krankheiten untersucht (Blutuntersuchung, Blutdruckmessung). In Abhängigkeit davon, wie weit die Gichterkrankung fortgeschritten ist, überprüft der Arzt die Funktionsfähigkeit der Nieren und ob Langzeitschäden in Gelenken vorliegen, z. B. Gelenkspaltverkleinerung, Gewebswucherung, Knochendefekte, Osteoporose.

Blutuntersuchung

Eine labormedizinische Untersuchung der Harnsäure-Konzentration in Blut und Urin wird bei Verdacht auf Gicht standardmäßig durchgeführt. Bei Gicht befindet sich mehr als 7 Milligramm/Deziliter Harnsäure im Blut, meist sogar mehr als 8 Milligramm/Deziliter. Dagegen ist die Harnsäure-Menge im Urin niedriger als normalerweise. Während eines akuten Gichtanfalls sind im Blut häufig keine erhöhten Harnsäure-Spiegel nachweisbar. Dagegen sind die Entzündungswerte meistens hoch.
In seltenen Fällen (5 %) tritt Gicht auch bei nicht erhöhten Harnsäure-Werten im Blut auf.

Mikroskopie

Harnsäurekristalle, z. B. in der Gelenkflüssigkeit eines Gichtgelenks, erscheinen unter dem Polarisationsmikroskop als stark leuchtende, spitze Nadeln, die oft in Zellen liegen.

Bildgebende Untersuchungen

Im Röntgenbild sind Gichterkrankungen erst erkennbar, wenn sich größere Ansammlungen von Harnsäurekristall-Ablagerungen in der Nähe des Gelenks oder im Knochen gebildet haben (chronische Gichtarthritis). Diese erscheinen dann als ausgestanzte Höhlen. Früher als im Röntgenbild sind typische Veränderungen möglicherweise im Ultraschall oder mittels moderner Schnittbildverfahren (sogenannte Dual-Energy-Computertomographie = DECT) zu entdecken.


Experte: Wissensch. Beratg. & Ausarbeitg.: Dr. Martin Welcker & Dr. Florian Popp, Planegg

Literatur:
Langfassung zur S2e-Leitlinie Gichtarthritis (fachärztlich). Evidenzbasierte Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh). U. Kiltz, R. Alten, M. Fleck, K. Krüger, B. Manger, U. Müller-Ladner, H. Nüßlein, M. Reuss-Borst, A. Schwarting, H. Schulze-Koops, A. Tausche, J. Braun. Zeitschrift für Rheumatologie Band 75 Supplement 2 August 2016.

Letzte Aktualisierung: 25.07.2022

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