Magenkrebs: Behandlung
Die Behandlung des Magenkrebses hat zum Ziel, den Tumor möglichst vollständig zu entfernen und befallene Lymphknoten sowie mögliche Metastasen in anderen Organen zu beseitigen. Wie erfolgreich die Therapie ist, hängt ganz entscheidend von der Ausbreitung des Tumors ab. Hierzu gibt es eine Stadieneinteilung, die den Primärtumor selbst sowie einen eventuellen Lymphknotenbefall und Metastasenbildung berücksichtigt. Nach dieser so genannten TNM-Klassifikation -T steht für Tumor, N für Nodulus (Knoten), M für Metastase - planen die Ärzte ihr weiteres Vorgehen.
Folgende Behandlungsmöglichkeiten stehen dem Arzt zur Verfügung:
- Endoskopische Entfernung des Tumors („Schlüsselloch-Chirurgie")
- Operation
- Chemotherapie
- Strahlenbehandlung
- Antibiotika-Therapie
- Weitere Behandlungsmethoden
Endoskopische Entfernung
Tumorvorstufen und kleinere Tumore, die noch nicht tief in die Magenwand eingedrungen sind, können manchmal schonend mit Hilfe eines Endoskops entfernt werden. Voraussetzung ist jedoch, dass der Tumor frühzeitig erkannt wurde und noch nicht weit fortgeschritten ist. Da Magenkrebs oft spät erkannt wird, können nach wie vor nur wenige Magentumore auf diese Weise entfernt werden. Nach endoskopischer Entfernung muss unbedingt auch eine Ausmerzung der Infektion mit Helicobacter pylori erfolgen.
Operation
In den meisten Fällen muss ein Tumor im Magen operativ entfernt werden. Je nach Lage der Geschwulst entfernt der Chirurg den Magen ganz oder teilweise, außerdem noch die zugehörigen Lymphknoten. Bei hoch sitzenden Tumoren wird auch die Milz entnommen. Um den Verlust des Magens auszugleichen, formt der Chirurg aus einer Dünndarmschlinge einen Ersatzmagen. Bei dem oben genannten diffusen Typ muss in der Regel eine totale Magenentfernung (Gastrektomie) erfolgen. Bei dem intestinalen Typ, wenn er Richtung Magenausgang liegt, erfolgt eine operative Entfernung fast des gesamten Magens (4/5 Resektion).
Wenn der Tumor aufgrund von bereits vorliegenden Metastasen oder infolge des Einwachsens in die großen Gefäße nicht mehr unter kurativer Intention entfernt werden kann, aber bereits die Magenpassage der Nahrung behindert, schafft der Chirurg eine Verbindung zwischen Dünndarm und dem Magenanteil, deroberhalb der Verengung liegt (Gastroenterostomie). Eine solche Passageherstellung ist in vielen Fällen auch schonender mittels eines endoskopisch gelegten Stents möglich.
Nur wenige Patienten sind nach einer Operation völlig beschwerdefrei, die meisten leiden unter Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme, Schmerzen, Blutarmut oder Osteoporose. Aufgrund des Blutverlustes kann es nach der Operation zu einem Eisenmangel kommen, der sich durch Entzündungen in den Mundwinkeln, brüchige Haare oder Fingernägel und eine graugelbe Hautfarbe bemerkbar macht. Magenoperierte haben zudem oft einen Mangel an Vitamin B12 oder Vitamin D. Sie müssen daher nach der Operation ihre Ernährung umstellen, um Mangelerkrankungen wie Anämie und schweren neurologischen Störungen vorzubeugen. Vitamin B12 kann im unteren Dünndarm nur resorbiert werden, wenn es an den im Magen gebildeten sogenannten intrinsic factor gebunden ist. Patienten, deren Mägen entfernt wurden, und auch die meisten, bei denen noch Teile des Magens verblieben sind, benötigen daher lebenslang intramuskulär injiziertes Vitamin B12. B12 in einer Tablette würde nicht aufgenommen werden. Die Injektion erfolgt in der Regel monatlich.
Die Art der operativen Therapie richtet sich nach dem Ergebnis der feingeweblichen Untersuchung und dem Stadium der Erkrankung (TNM-Klassifikation). So liegt bei einer Metastasierung (z.B. Lungen- oder Lebermetastasen oder einer Peritonealkarzinose) oft bereits Inoperabilität vor. Bei einem noch operablen diffusen Typ erfolgt eine vollständige Magenentfernung (Gastrektomie), beim intestinalen Typ ist manchmal noch eine subtotale Magenresektion möglich. Bestimmte Lymphknoten werden bei der Operation mit entfernt, um feingeweblich zu klären, ob und welche Lymphknoten befallen sind.
Chemotherapie
Die Medikamente bei einer Chemotherapie blockieren die Vermehrung der Tumorzellen und führen so zu einer Verkleinerung des Tumors. Die gebräuchlichsten unter diesen so genannten Zytostatika sind Cisplatin, 5-Fluoracil und Folinsäure, Doxetacel und Irinotecan.
In der Regel werden Chemotherapeutika gleichzeitig eingesetzt, um aufgrund ihrer unterschiedlichen Angriffspunkte die Wirkung auf den Tumor zu verstärken.
Das Magenkarzinom lässt sich allein durch Chemotherapie nicht heilen im Gegensatz zum hoch aggressiven Lymphom. Es werden folgende Prinzipien unterschieden:
- Adjuvante Therapie: Der Tumor wurde vollständig entfernt (sog. R0 Resektion). Man befürchtet aber, dass sich bereits winzige, noch nicht nachweisbare Metastasen gebildet haben. Dieses Risiko ist natürlich umso höher, je größer der Primärtumor war. Diese Zellen sollen mittels Chemotherapie vernichtet werden.
- Neoadjuvante Chemotherapie: Die Chemotherapie erfolgt bei einem ausgedehnten Tumor, um Operabilität zu erreichen.
- Periperative Chemotherapie: Der Tumor wird präoperativ verkleinert. Das Risiko der Metastasierung soll nach Operation gesenkt werden.
- Palliative Chemotherapie: Diese Therapie soll das Leben verlängern aber auch die verbleibende Lebensqualität verbessern; u.a. Schmerzlinderung.
Bei einem noch operablem, lokal fortgeschrittenen Magenkarzinom, konnte gezeigt werden, dass mithilfe dieser Therapiemethoden das Rezidivrisiko (Risiko, dass der Tumor wieder auftritt) gesenkt und das Leben verlängert wird.
Demgegenüber lässt sich das aggressive Magenlymphom nicht selten durch eine Chemotherapie (R-CHOP) heilen. Dabei werden die Medikamente über bestimmte Zeiträume (Zyklen) hinweg eingenommen, zwischen denen Pausen (Intervalle) liegen. Die Einnahme muss laufend von einem Arzt kontrolliert werden, der Wirkung und Nebenwirkungen überwacht.
Die Wirkstoffe einer Chemotherapie hemmen die Zellen des Körpers, die sich besonders schnell teilen. Da die Medikamente durch den Blutkreislauf im gesamten Körper verteilt werden, werden auch gesunde Zellen, z. B. Schleimhaut- oder Haarwurzelzellen, geschädigt. Dies kann zu mehr oder weniger starken Nebenwirkungen wie Blutarmut, Blutungen, Infektionen, Übelkeit, Appetitlosigkeit und Haarverlust führen. Moderne Medikamente sind jedoch deutlich besser verträglich.
Strahlentherapie
Tumorzellen können auch durch Strahlung abgetötet werden. Die Strahlen ähneln Röntgenstrahlen, sind jedoch sehr viel energiereicher. Sie dringen tief in den Körper ein und führen zu Veränderungen im Erbgut der Zellen. Da Krebszellen diese Veränderungen schlechter verkraften als gesunde Zellen, wirkt eine Strahlentherapie in erster Linie auf das Tumorgewebe. Außerdem kann die Strahlung heute mit Hilfe modernster Technik so auf ein eng begrenztes Zielgebiet ausgerichtet werden, dass umliegendes Gewebe nur wenig oder keiner Strahlung ausgesetzt ist. So wird gesundes Gewebe geschont und Nebenwirkungen werden so gering wie möglich gehalten.
Eine Strahlentherapie wird von speziell ausgebildeten Ärzten, z. B. einem Strahlentherapeuten oder Radioonkologen, durchgeführt. Die Behandlung ist völlig schmerzfrei und wird oft in mehreren aufeinander folgenden Sitzungen durchgeführt, d. h. der Patient kann die Klinik nach der Bestrahlung in der Regel wieder verlassen.
Eine Strahlentherapie kann nach einer Operation entweder allein oder in Kombination mit einer Chemotherapie eingesetzt werden. Dadurch kann der Arzt einzelne Krebszellnester behandeln, die nach der Operation im Körper verblieben sind. Ist eine Geschwulst nicht ohne weiteres zu operieren, kann sie zuvor bestrahlt und so verkleinert werden (neoadjuvante Therapie). Auch während der Operation können Tumorreste bestrahlt und zerstört werden (intraoperative Radiotherapie). Bei weit fortgeschrittenem Magenkrebs soll die Strahlentherapie vor allem Schmerzen und Symptome lindern (Palliativtherapie).
Trotzt sorgfältiger Planung können bei einer Strahlentherapie Nebenwirkungen auftreten. Dazu zählen Schluckbeschwerden, Durchfall und Verstopfung sowie Hautreizungen.
Leider ist das Magenkarzinom nur bedingt strahlensensibel. Insofern und aufgrund des Erfolges der neuen Chemotherapeutika-Kombinationen wird die Strahlentherapie kaum noch eingesetzt.
Antibiotika-Therapie
Wenn eine Infektion mit Helicobacter pylori nachgewiesen wurde, ist zur Ausmerzung des Erregers eine Behandlung mit Antibiotika und einem Säureblocker (z. B. Protonenpumpenhemmer) erforderlich (Eradikationstherapie).
Das indolente Magenlymphom benötigt zum Krebswachstum eine Stimulation durch die Aktivität der Abwehrzellen des Immunsystems. Nach der Ausmerzung des Gastritis-Erregers Helicobacter pylori (Eradikation) weichen auch die Lymphozyten, die primär gegen den Keim gerichtet waren. Daher verschwindet durch die Heilung der Gastritis gewissermaßen auch die Wachstumsgrundlage des Lymphoms und die Erkrankung kann, wenn sie noch nicht fortgeschritten ist, oft ohne Chemotherapie geheilt werden (siehe auch „point of no return “).
Weitere Behandlungsmethoden:
Hyperthermie
Tumorzellen sind deutlich temperaturempfindlicher als gesunde Körperzellen. Durch eine so genannte Überwärmungstherapie (Hyperthermie) wird die Körperregion, in der sich der Tumor befindet, auf 40-44 Grad erwärmt. Die Tumorzellen werden durch diese Behandlung empfindlicher gegen Chemo- und/oder Strahlentherapie. Es gibt jedoch noch keine gesicherten Erkenntnisse, ob eine Hyperthermie Patienten mit fortgeschrittenem Magenkrebs tatsächlich hilft.
Palliative Therapie, Schmerztherapie
Eine Palliativtherapie hat zum Ziel, die Beschwerden und Schmerzen von Patienten zu lindern, deren Erkrankung unheilbar ist. Örtliche Beschwerden, die durch das Wachstum des Tumors hervorgerufen werden, stehen dabei im Mittelpunkt der Behandlung, die oft von Experten der Psychoonkologie und der Schmerztherapie durchgeführt wird.
Um die durch die Krebserkrankung häufig auftretenden Schmerzen zu bekämpfen, stehen eine Reihe von sehr wirkungsvollen Schmerzmedikamenten als Tropfen oder Tabletten zu Verfügung. Durch Schmerzpumpen können Schmerzmittel direkt in den Blutkreislauf des Patienten gelangen und so schnell im ganzen Körper wirken. Schmerzpflaster geben ihren Wirkstoff gleichmäßig über einen längeren Zeitraum durch die Haut ins Blut ab. In beiden Fällen kann der Patient die Menge und den Zeitpunkt der Medikamentengabe in Absprache mit seinem Arzt selbst regulieren.
Komplementäre Behandlungsmethoden
Immer wieder wecken Schlagzeilen über angeblich sensationelle Heilungserfolge durch alternative Heilmethoden falsche Hoffnungen bei Patienten und Angehörigen. Als Alternativen zur „Schulmedizin" werden so genannte „ganzheitliche" oder „biologische" Methoden wie Krebsdiäten oder Vitaminkuren angeboten.
Eine Wirksamkeit dieser Behandlungen ist nur in wenigen Fällen wissenschaftlich nachgewiesen. Sie können vor allem dann Schaden anrichten, wenn Patienten zu ihren Gunsten auf erwiesenermaßen wirksamere Therapien verzichten. Wenn eine Operation, Chemo- oder Strahlentherapie den Verlauf einer Krebserkrankung positiv beeinflussen kann, sollten alternative Heilmethoden keinesfalls ausschließlich eingesetzt werden. Es besteht die Gefahr, dass eine echte Heilungschance unwiderruflich verstreicht!