Polymyalgia rheumatica: Therapie und Prognose

Medikamente

Die PMR wird in der Regel mit Kortison, beginnend mit einem Prednisonäquivalent zwischen 12,5 und 25 mg täglich, behandelt. Höhere Dosierungen sind nur in besonderen Situationen notwendig.

Die Anfangsdosis ist abhängig von zahlreichen Faktoren, wie dem Vorhandensein von Risikofaktoren für einen Rückfall (weibliches Geschlecht, sehr hohe Entzündungswerte im Blut oder Gelenkschwellungen) oder von relevanten Vorerkrankungen, wie zum Beispiel Bluthochdruck, Diabetes, Osteoporose, Glaukom (grüner Star) oder Katarakt (grauer Star). Eine rasche und anhaltende Beschwerdebesserung sowie normwertige Entzündungswerte im Blut vorausgesetzt, sollte der PMR-Patient innerhalb von circa vier bis acht Wochen eine Kortisondosis mit einem Prednisonäquivalent von 10 mg täglich erreicht haben. Anschließend wird das Kortison langsamer ausgeschlichen, meist um 1 mg Prednisonäquivalent Tagesdosis monatlich, und schließlich abgesetzt. Voraussetzung für das hier aufgezeigte Vorgehen ist stets, wie bereits erwähnt, die Beschwerdefreiheit des PMR-Patienten sowie normwertige Entzündungswerte im Blut. Die Kortison-Therapie sollte über einen Zeitraum von mindestens zwölf Monaten durchgeführt werden.

Im Falle eines Rückfalls (Rezidiv), muss die Kortisondosis erneut erhöht werden und zwar auf die Dosis, bei welcher der PMR-Patient zuletzt beschwerdefrei und die Entzündungswerte im Blut normwertig waren. Zudem sollte in dieser Situation bzw. schon beim Vorhandensein von Risikofaktoren für ein Rezidiv (siehe oben) oder von relevanten Vorerkrankungen (siehe oben) frühzeitig an den Beginn einer kortisonsparenden Therapie (Basistherapie), meist Methotrexat, gedacht werden.

Insbesondere bei PMR-Patienten ist eine ausreichende Kalzium- und Vitamin D-Zufuhr zur Osteoporoseprophylaxe wichtig (s.a. unten: „Allgemeinmaßnahmen durch den Patienten und die betreuenden Ärzte“). Grund hierfür ist nicht nur die entzündlich-rheumatische Systemerkrankung selbst, sondern vor allem die langdauernde Kortisontherapie. Um zu ermitteln, ob neben der ausreichenden Kalzium- und Vitamin D-Zufuhr eine zusätzliche medikamentöse Therapie notwendig ist, ist es erforderlich, eine sogenannte Knochendichtemessung (üblicherweise mittels DXA-Verfahren) durchführen zu lassen. Diese wird durch den betreuenden Hausarzt oder Rheumatologen veranlasst.

Allgemeinmaßnahmen durch den Patienten und die betreuenden Ärzte

  • Regelmäßige Kontrollen beim Hausarzt und Rheumatologen zur Beurteilung der Krankheitsaktivität, Therapieüberwachung und Optimierung der kardiovaskulären Risikofaktoren (Blutdruck, Blutfette, Blutzucker, usw.)
  • Bedarfsweise psychosomatische oder psychotherapeutische Mitbetreuung
  • Austausch mit anderen Betroffenen (Selbsthilfegruppen)
  • Vermeidung von Übergewicht (Adipositas)
  • Ausgewogene Ernährung (z.B. mediterrane Kost)
  • Ausreichende Kalzium- und Vitamin D-Zufuhr zur Osteoporoseprophylaxe
  • Alkohol nur in Maßen
  • Verzicht auf Nikotin
  • Ausreichender Sonnenschutz (entsprechende Bekleidung, Sonnenschutzcrème mit mindestens Lichtschutzfaktor 30)
  • Regelmäßiger, aerober Ausdauersport (z. B. dreimal wöchentlich à 30 Minuten)
  • Bedarfsweise ergo- oder physiotherapeutische Maßnahmen

Impfungen

Entsprechend den Empfehlungen der Ständigen Impfkomission (STIKO) sind Impfungen vor allem bei Patienten mit entzündlich-rheumatischen Systemerkrankungen, wie der PMR, von hoher Wichtigkeit, um das krankheitsassoziierte Infektionsrisiko zu senken. Einschränkungen gibt es lediglich bei der Verwendung von Lebendimpfstoffen (Impfung z. B. gegen Masern, Mumps, Röteln, usw.). Diese sind in der Regel kontraindiziert bei denjenigen PMR-Patienten, die eine immunmodulatorische Therapie erhalten. Ausgenommen hiervon sind PMR-Patienten, die Kortison mit einem Prednisonäquivalent von weniger als 10 mg täglich einnehmen. Totimpfstoffe (Impfung z. B. gegen Tetanus, Diphtherie, Pertussis, Polio, Humanes Papillomavirus, Pneumokokken, Influenza, Hepatitis, FSME, Zoster, usw.) stellen hingegen kein Problem dar. Vor Beginn einer Therapie ist es daher unbedingt erforderlich, den Impfstatus auf den neuesten Stand zu bringen. Um das Impfansprechen nicht zu reduzieren, sollten hierbei jedoch, sofern medizinisch vertretbar, Impfungen auf einen Zeitpunkt mit geringer Krankheitsaktivität und einem Prednisonäquivalent von weniger als 10 mg täglich beschränkt werden. 

Behandlung in besonderen Situationen

Bei Fernreisen, Infekten oder anstehenden Operationen sollten PMR-Patienten wenn möglich immer Kontakt mit ihrem behandelnden Rheumatologen aufnehmen, da die Therapie gegebenenfalls entsprechend angepasst werden muss.

Verlauf und Prognose

Circa 50 - 70 % der PMR-Patienten sind nach abgeschlossener Therapie beschwerdefrei – ohne Medikamente. Die Rheumatologen sprechen hierbei von einer „medikamentenfreien Remission“. Anzumerken ist, dass PMR-Patienten mit nur kurzer Kortison-Therapie (das heißt weniger als zwölf Monate) ein höheres Risiko für einen Rückfall (Rezidiv) haben. Im Vergleich zur Normalbevölkerung haben PMR-Patienten unter adäquater Therapie keine erhöhte Sterblichkeit. Somit ist die PMR – wenn sie früh erkannt und engmaschig kontrolliert wird - in den meisten Fällen eine gut behandelbare Erkrankung.

Autor/Autoren: Ausarbeitung: Dr. Florian Popp & Dr. Martin Welcker, Planegg

Literatur:
Buttgereit, F., DGRh., Brabant, T. et al. S3-Leitlinie zur Behandlung der Polymyalgia rheumatica. Z Rheumatol 77, 429–441 (2018). https://doi.org/10.1007/s00393-018-0476-8 Dasgupta B, Cimmino MA, Maradit-Kremers H, et al 2012 provisional classification criteria for polymyalgia rheumatica: a European League Against Rheumatism/American College of Rheumatology collaborative initiative. Annals of the Rheumatic Diseases 2012;71:484-492.

Letzte Aktualisierung: 27.03.2023

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