Speiseröhrenkrebs: Untersuchungen

Am Anfang der Diagnostik steht ein ausführliches Gespräch des Arztes mit dem Patienten (Anamnese), dem eine allgemeine körperliche Untersuchung folgt. Ziel der Untersuchungen ist es, Lage und Größe einer Geschwulst zu messen, Typ und Stadium zu bestimmen und festzustellen, ob sich schon Tochtergeschwülste (Metastasen) in anderen Organen gebildet haben. Tumore werden anhand verschiedener Kriterien in unterschiedliche Entwicklungs- und Ausbreitungsstadien eingeteilt (Stadieneinteilung der UICC: TNM-Klassifikation).

Ösophago-Gastro-Duodenoskopie

Bei Patienten mit einer Refluxsymptomatik wie Sodbrennen oder aufsteigenden Schmerzen hinter dem Brustbein wird eine sogenannte Index-Magenspiegelung empfohlen. Sie erfolgt in der Regel nach Gabe eines leichten Schlafmittels. Damit der Arzt freie Sicht auf die Magenwände hat, muss der Patient nüchtern sein. Zwar befinden sich im Ösophagus in der Regel keine Speisereste. Da es aber bei einer Magenspiegelung aufgrund eines Würgreizes zu einem Reflux von Speiseresten kommen könnte, besteht auch eine geringe Gefahr des Übertritts in die Atemwege (Aspiration). Auch wäre es wenig sinnvoll, sich nur die Speiseröhre anzusehen.

Schweregrad der Refluxkrankheit

Bei eindeutiger Refluxsymptomatik, aber bei augenscheinlich unauffälliger Schleimhaut spricht man von einer sogenannten NERD (non erosive reflux esophagitis). Bei Schleimhautdefekten (Erosionen), Schleimhautrissen (Läsionen), Rötungen, Geschwüren oder Verengungen (Stenosen) spricht man von einer ERD (erosiver Refluxkrankheit). Für die Feststellung des Schweregrades der Refluxkrankheit werden zwei verschiedene Klassifikations-Systeme angewandt, entweder die Klassifikation nach Savary und Miller oder nach Los Angeles.

Schweregrad der Metaplasie

Entscheidend bezüglich des Risikos, ein Barrett-Karzinom zu entwickeln, ist der Nachweis oder Ausschluss einer intestinalen Metaplasie. Diese fällt dem Endoskopiker als samtrote Schleimhautzungen im eher rotgräulichen Plattenepithel auf. Für die Festlegung der Ausdehnung dieser Metaplasie kommt die Prag-Klassifikation zur Anwendung. Es werden immer Gewebeproben entnommen (Biopsien). Der Pathologe beurteilt dann diese Proben, ob eine intestinale Metaplasie vorliegt und ob diese bereits den Übergang zu einem Tumor aufweist. Es wird eine niedriggradige von einer hochgradigen Dysplasie unterschieden.

Mit den heutigen hochauflösenden Video-Endoskopen (HD, high definition), die eine Lupenvergrößerung erlauben, gelingt es, auch kleine Tumore zu erkennen. Insbesondere bei Zweifeln kommt zusätzlich eine Anfärbung der Schleimhaut zur Anwendung, sogenannte Chromoendoskopie. Aufgrund einer unterschiedlichen Gefäßversorgung lassen sich auf diese Weise auch sehr kleine Tumore in einer normalen oder Barrett-Schleimhaut erkennen.

Ultraschall

Der Ultraschall von außen ist ein Patienten schonendes - so genanntes nicht-invasives Verfahren. Mit der transabdominellen Sonographie lassen sich z. B. Metastasen der Leber nachweisen. Die Sonographie wird daher immer durchgeführt, insbesondere zur Beurteilung des Stadiums einer bösartigen Erkrankung (sog. staging).

Ultraschall „von innen“ (Endosonografie)

Bei diesem Untersuchungsverfahren sitzt der Ultraschallkopf auf der Spitze eines Endoskops. Für den Patienten ähnelt die Untersuchung einer Magenspiegelung. Mit der Endosonographie lässt sich sehr gut die Wand der Speiseröhre untersuchen. So lässt sich sehen, wie tief ein Tumor bereits in den Ösophagus eingewachsen ist und ob er die Wand bereits durchbrochen hat. Diese Kenntnis ist Voraussetzung für die Wahl des weiteren therapeutischen Vorgehens.

Weitere Untersuchungen

Laboruntersuchungen

Eine Analyse von Blutwerten, wie z. B. Leber- und Nierenwerte, geben Aufschluss über den allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten und die Funktionstüchtigkeit seiner Organe. Außerdem können so genannte Tumormarker auf eine Krebserkrankung hindeuten. Ist ein Tumormarker nach bereits erfolgter Diagnosestellung erhöht, kann er als Verlaufsparameter bezüglich des weiteren Verlaufs angewandt werden. Ist der Marker vor einer Operation erhöht und normalisiert sich nach der Operation, spricht ein erneuter Anstieg für ein Rezidiv der Erkrankung. Da aber beim Ösophagus-Karzinom Tumormarker in der Regel nicht erhöht sind, und auch keine Tumormarker als Krebs-Suchtest existieren, spielt deren Bestimmung, wie beispielsweise die Marker CEA oder SCC, bei Speiseröhrenkrebs bisher keine Rolle.

Computertomographie

Obligat ist die Computertomografie (CT) des Brustraumes (CT Thorax) und des Bauchraumes (CT Abdomen) zum Nachweis bzw. Ausschluss von Lungen- und Lebermetastasen.

Röntgen-Untersuchung des Ösophagus

Bei endoskopischem Nachweis einer Verengung (Stenose) der Speiseröhre wird immer noch häufig eine konventionelle Röntgenuntersuchung durchgeführt. Der Patient schluckt eine Barium enthaltende breiige Flüssigkeit. Barium behindert den Durchtritt der Röntgen-Strahlen, so dass sich die Länge und das Ausmaß der Verengung als weiße Aussparung im Röntgenbild nachweisen lässt. Diese Untersuchung erlaubt die Berechnung der Länge eines Stents (siehe unten) zur Überbrückung der Stenose. Bei vorliegendem Husten, insbesondere nach dem Schlucken, muss an eine durch das Tumorwachstum hervorgerufene Fistel zwischen Speiseröhre und Atemwegen gedacht werden. In diesem Fall darf kein Barium haltiges Kontrastmittel verwendet werden, sondern es muss ein Jodhaltiges, wässriges Kontrastmittel verabreicht werden. Denn Barium würde zu einer schweren Entzündung in den Atemwegen führen.

Bronchoskopie

Bei großem Tumor oder bereits entsprechender Symptomatik erfolgt eine Spiegelung der Atemwege durch den Lungenfacharzt (Pneumologe).

Skelettszintigraphie

Bei fortgeschrittenem Tumorleiden, z. B. - großer Primärtumor oder bereits vorliegende Lungen- und oder Lebermetastasen - erfolgt auch in der Nuklearmedizin eine Skelettszintigrafie, um die Frage zu klären, ob Knochenmetastasen vorliegen.

Positronenemissionstomografie

Diese in der Nuklearmedizin durchgeführte Methode gehört nicht zur Routinediagnostik sondern bleibt speziellen Fragen vorbehalten.

Experte: Wissenschaftl. Beratung & Ausarbeitung: Prof. Dr. med. Joachim Mössner, Leipzig

Literatur:
Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin in 2 Ordnern; Hrsg.: Meyer, J. & Pletz, M.W. & Mayet W.-J et al. ; Elsevier, 11/2021 Referenz Gastroenterologie. Hrsg. Riemann, J. F., Fischbach, W., Galle, P.R., Mössner, J. Georg Thieme Verlag KG; Stuttgart, New York (2019) ISBN 978 313 240 5004 S3-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie der Plattenepithelkarzinome und Adenokarzinome des Ösophagus der Deutschen Krebsgesellschaft, AWMF-Register Nr. 021/023OL, Stand: 31. Dezember 2018, gültig bis 30. Dezember 2023

Letzte Aktualisierung: 13.01.2022

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