Covid-19: Erreger-Übertragung und Ansteckung

Die Übertragung des SARS-CoV-2 Virus erfolgt fast ausschließlich von Mensch zu Mensch. Selten sind auch Übertragungen ausgehend von infizierten Tieren möglich. So wurden bei Ausbrüchen in Nerzfarmen, die von infizierten Menschen ausgingen, auch Rückübertragungen vom Tier auf den Menschen beobachtet. Die Ansteckung geschieht in erster Linie durch Tröpfcheninfektion über kurze Entfernung (meist < 1,5 m) z. B. beim Husten, Niesen oder Sprechen, aber auch durch Aerosole, d.h. durch sehr kleine Tröpfchenkerne (< 5µm), die sich nur sehr langsam am Boden oder auf Oberflächen absetzen (sedimentieren) und vor allem in Innenräumen über größere Distanzen (> 1,5 m) transportiert bzw. verblasen werden können. Aerosole können bei medizinischen Maßnahmen wie Spülungen der Atemwege, invasive Beatmung (Intubation über eine Kanüle, die durch einen Luftröhrenschnitt eingesetzt wird) oder Bronchoskopie entstehen, aber auch beim Schreien oder Singen. Außerdem ist eine indirekte Übertragung möglich z. B. über Flächen oder Gegenstände, die mit Sekreten bzw. Tröpfchen aus den Atemwegen Infizierter kontaminiert sind. Dies spielt jedoch epidemiologisch eine deutlich geringere Rolle. Überlebensfähige Viren wurden auch im Stuhl und der Tränenflüssigkeit gefunden. Eine Übertragung auf diesen Wegen wurde in einzelnen Fällen vermutet.

Zu Beginn der Pandemie wurde fälschlicherweise angenommen an, dass nur Erkrankte infektiös sind, was die rasche globale Verbreitung der Pandemie begünstigt hat. Mittlerweile ist klar, dass auch Infizierte ohne Krankheitsbeschwerden (asymptomatisch Infizierte) und präsymptomatische Patienten (infektiös bereits während der Inkubationszeit, d.h. 1-3 Tage vor Erkrankungsbeginn) das Virus übertragen können. Bei Erkrankten und selbst bei a- bzw. präsymptomatisch Infizierten gibt es einzelne Personen, die große Mengen Viren ausscheiden (sog. Superemitter) und bei entsprechend häufigen und intensiven Kontakten zahlreiche andere infizieren können (sog. Superspreader). Bei Immunkompetenten besteht eine durchschnittliche Dauer der Infektiosität von ca. 10 Tagen. Bei schweren Verläufen und immunsupprimierten Patienten kann virale RNA mittels PCR auch sehr viel länger nachweisbar bleiben, in Einzelfällen bis zu mehreren Monaten. Allerdings bedeutet dies nicht, dass noch infektiöse Viren ausgeschieden werden.  

Autor/Autoren: Prof. Thomas Löscher & Prof. Gisela Bretzel, München

Literatur:
Empfehlungen zur stationären Therapie von Patienten mit COVID-19 - Living Guideline (AWMF-Register-Nr. 113/001) vom 17.5.2021: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/113-001LGl_S3_Empfehlungen-zur-stationaeren-Therapie-von-Patienten-mit-COVID-19__2021-05.pdf S1-Leitlinie Post-COVID/Long-COVI (AWMF-Register-Nr. 020/027) vom 12.7.2021: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/020-027.html

Letzte Aktualisierung: 07.09.2021

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