Covid-19: Risikofaktoren, Symptome und Krankheitsverlauf

Manifestationsrate, Inkubationszeit und erste Anzeichen

Die Inkubationszeit zwischen Ansteckung und Auftreten von Symptomen beträgt 1-14 (Mittel 5-6) Tage. Allerdings kommt es nicht bei allen Infizierten zu Symptomen. Dies hängt u.a. ab vom Alter und ob bestimmte Grunderkrankungen vorliegen – insbesondere solche mit einer Abwehrschwäche. Vor allem bei jüngeren gesunden Menschen erkranken weniger als die Hälfte der Infizierten, während die Manifestationsrate bei Älteren und chronisch Kranken (z.B. in Alters- und Pflegeheimen) bis auf über 80 % ansteigen kann. Verschiedene Antikörper-Verlaufsstudien deuten darauf hin, dass in der Gesamtbevölkerung nur einer von vier bis fünf Infizierten tatsächlich erkrankt.

Erste Symptome sind meist Husten, Schnupfen, Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Halsschmerzen, wobei klinisch keine sichere Abgrenzung zu anderen akuten Atemwegsinfektionen möglich ist. Auch ist keines dieser Symptome obligat. Relativ typisch sind Geruchs- und Geschmacksstörungen, die bei bis zu 50 % der Patienten auftreten (z.T. ohne wesentliche sonstige Symptome).

Verlauf und Komplikationen

Die überwiegende Mehrzahl (ca. 80 %) der Erkrankungen verläuft milde bis moderat und klingt innerhalb von 1-2 Wochen wieder ab. Bei 10-15 % der Erkrankungsfälle kommt es zu schweren Verläufen. Diese treten vor allem in höherem Alter und bei bestimmten Vorerkrankungen auf wie koronare Herzerkrankung, Bluthochdruck, Diabetes mellitus, chronische Lungenerkrankung (z. B. COPD), chronischen Nieren- und Lebererkrankungen, psychiatrische Erkrankungen (z. B. Demenz), Down-Syndrom (Trisomie 21), Krebserkrankungen und Patienten mit geschwächtem Immunsystem. Auch stark Übergewichtige (Adipöse mit BMI > 30) sind vermehrt gefährdet. Das Risiko schwerer Verläufe steigt ab etwa 50-60 Jahren stetig an. So waren 86 % der in Deutschland an COVID-19 Verstorbenen 70 Jahre alt oder älter (Altersmedian: 82 Jahre) obwohl der Anteil der über 70-Jährigen an der Gesamtzahl aller übermittelten COVID-19-Fälle nur 13 % betrug (Stand August 2021).

Schwere Verläufe sind vor allem durch das Auftreten einer Lungenentzündung (Pneumonie) charakterisiert, die sich typischerweise erst am Ende oder nach der ersten Krankheitswoche entwickelt. Radiologisch sieht man meist beidseitige (bilaterale) milchglasartige Infiltrate mit Lokalisation vor allem in der Umgebung der Lunge (Lungenperipherie) und den zum Rücken hin reichenden (dorsalen) Lungenabschnitten, die im CT deutlich einfacher zu sehen sind als im konventionellen Röntgenbild (Abb.1). Bei einigen Patienten kommt es auch zu einer kardialen Beteiligung (Myokarditis, Herzinfarkt, Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen) sowie zu thromboembolischen Ereignissen (u. a. tiefe Beinvenenthrombose in den unteren Extremitäten, Lungenembolien aufgrund Thrombosen in den Lungenarterien, Hirninfarkte wegen zerebrovaskulären Thrombosen) aufgrund einer pathologisch erhöhten Blutgerinnung. Weitere mögliche Manifestationen betreffen den Gastrointestinaltrakt (Übelkeit, Appetitlosigkeit, Erbrechen, abdominelle Schmerzen, Durchfälle, Leberfunktionsstörungen), das ZNS (Kopfschmerzen, Riech- und Geschmacksstörungen, Schwindel, Verwirrtheit, neuropsychiatrische Symptome bzw. Krankheitsbilder, Meningo-Enzephalopathien, Apoplexien, Guillain-Barré- und Miller-Fisher-Syndrom)

Einige Patienten mit schwerem Krankheitsverlauf entwickeln 8-15 Tage nach Erkrankungsbeginn eine Verschlechterung im Sinne eines Hyperinflammationssyndroms, in dessen Folge es zum Multiorganversagen kommen kann, das mit einer hohen Sterblichkeit assoziiert ist. Insbesondere bei schwer erkrankten beatmungspflichtigen COVID-19-Patienten wird das Auftreten von akutem, u. U. dialysepflichtigem Nierenversagen beobachtet.

Bezogen auf die Gesamtzahl gemeldeter COVID-Infektionen betrug die Letalität in Deutschland 2,4 % (Stand August 2021). Unter Berücksichtigung der erheblichen Untererfassung aller Infektionen im Vergleich zu den Meldefällen (Untererfassungsfaktor von 4-6) wird die Infektions-Sterbe-Rate auf 0,4 - 0,6 % geschätzt, bezogen auf die Zahl der tatsächlich Erkrankten jedoch auf ca. 6 % (Daten der 1. Welle in Deutschland), wobei die Letalität sehr stark von der Altersgruppe und anderen Faktoren, wie z. B. Vorerkrankungen, abhängig ist. So ist diese bei jungen Patienten ohne Risikofaktoren äußerst gering und steigt bei über 80-Jährigen auf 10 – 30 % an.


Autor/Autoren: Prof. Thomas Löscher & Prof. Gisela Bretzel, München

Literatur:
Empfehlungen zur stationären Therapie von Patienten mit COVID-19 - Living Guideline (AWMF-Register-Nr. 113/001) vom 17.5.2021: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/113-001LGl_S3_Empfehlungen-zur-stationaeren-Therapie-von-Patienten-mit-COVID-19__2021-05.pdf S1-Leitlinie Post-COVID/Long-COVI (AWMF-Register-Nr. 020/027) vom 12.7.2021: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/020-027.html

Letzte Aktualisierung: 07.09.2021

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