Colitis ulcerosa: Therapie

Die Behandlung eines Colitis ulcerosa-Patienten hängt von seinen Beschwerden, der Stärke der Entzündung und der Ausbreitung der Erkrankung ab. Ein Patient, bei dem beispielsweise nur der Enddarm befallen ist und der nur leichte Beschwerden hat, wird daher anders behandelt werden, als ein Colitis-Patient, der häufig unter starken Entzündungsschüben im gesamten Darm leidet. Die Colitis ulcerosa ist durch medikamentöse Therapie weiterhin nicht heilbar, Therapieziele sind Symptom- und Entzündungskontrolle.

Medikamentöse Behandlung

Eine leichte Colitis ulcerosa kann ambulant durch einen niedergelassenen Arzt behandelt werden. Bei einem schweren Schub müssen viele Patienten jedoch ins Krankenhaus. Die Colitis ulcerosa wird hauptsächlich mit zwei verschiedenen Medikamenten behandelt: Aminosalizylate (5-Aminosalizylsäure, 5-ASA, Wirkstoff: Mesalazin) und Kortikoide.

Darüber hinaus können Medikamente, die die Aktivität des Immunsystems dämpfen, den Verlauf der Erkrankung positiv beeinflussen. Zu diesen so genannten Immunsuppressiva gehören z. B. Azathioprin, Methotrexat oder Cyclosporin A. Hinzukommen eine zunehmende Fülle von Medikamenten (sog. Biologika), die an verschiedenen Stellen in das Immunsystem eingreifen und so die Entzündungsreaktion dämpfen.

Bei einem akuten leichten bis mittelschweren Schub im Enddarm verschreibt der Arzt Mesalazin als Zäpfchen, als Einlauf oder als Schaum über den After. Betrifft die Entzündung auch höher gelegene Dickdarmteile, nimmt der Patient zusätzlich Mesalazin als Tabletten oder Granulat ein. Tritt nach mehreren Wochen keine Besserung ein, werden zusätzlich Kortikoide (z. B. Budesonid) als Einlauf, Schaum oder auch Tabletten verabreicht. Damit wird der Patient mindestens vier Wochen lang behandelt. Bessern sich die Beschwerden nicht, werden Kortikoide als Tabletten (z. B. Prednisolon) gegeben.

Bei einem schweren Schub verschreibt der Arzt sofort Kortikoid-Tabletten und evtl. zusätzlich Mesalazin. Bessern sich die Beschwerden damit nicht, werden die Kortikoide höher dosiert oder über die Vene verabreicht. Ein Patient mit einem hochakuten Schub wird in der Regel im Krankenhaus behandelt. Er erhält Kortikoide als Infusion in eine Vene. Wenn er dies nicht verträgt oder Kortikoide nicht wirken, werden Medikamente zur Unterdrückung der körpereigenen Immunabwehr (Immunsuppressiva) oder Antikörper gegen den Entzündungsbotenstoff TNF eingesetzt.

Zusätzlich werden über die Venen Infusionen mit Flüssigkeit und Elektrolyten verabreicht. Damit der Darm sich erholen kann, wird der Patient mit Infusionen über die Vene ernährt. Wurde bei der Stuhluntersuchung eine Infektion des Darmes mit Bakterien nachgewiesen, gibt der Arzt zusätzlich Antibiotika. Wenn es dem Patienten besser geht, bekommt er Cyclosporin A oder Tacrolimus und Azathioprin bzw. 6-Mercaptopurin als Tabletten, um ein erneutes Ausbrechen der Entzündung zu verhindern. Der Kranke muss die Medikamente noch mehrere Monate lang einnehmen.

Unter einer Therapie mit Immunsuppressiva zur Unterdrückung der körpereigenen Immunabwehr ist die Gefahr für Infektionen erhöht. Vor dem Einsatz dieser Medikamente müssen daher chronische Infektionen wie chronische Leberentzündung und Tuberkulose ausgeschlossen werden. Auch der Impfstatus sollte vor der Einleitung einer immunsuppressiven Therapie überprüft werden und sinnvolle Impfungen (z. B. gegen Grippe, COVID-19, Hepatitis B sowie bei jungen Frauen gegen Humane Papillomviren = HPV) durchgeführt werden.

Dauert der Colitis-Schub länger an, spricht man von einem chronisch aktiven Verlauf. Dann muss der Patient über mehrere Jahre Azathioprin oder 6-Mercaptopurinoder ein Biologikum einnehmen.
Hat ein Patient den Schub einer Colitis ulcerosa überstanden, muss er für mindestens zwei Jahre Mesalazin weiter als Zäpfchen, Einlauf oder Tablette einnehmen, um einen erneuten Schub zu verhindern.

Nichtmedikamentöse Behandlung

Operation

Eine Operation kann notwendig sein, wenn Medikamente bei einem starken akuten Colitis-Schub oder bei einem toxischen Megacolon nicht mehr helfen oder wenn die Patienten immer wieder aus dem Darm bluten und die Blutung sich nicht stillen lässt. Die Operation sollte in solchen Fällen innerhalb von 72 Stunden durchgeführt werden.

Hierbei entfernt der Chirurg den gesamten Dickdarm des Patienten. Aus einem Stück Dünndarm formt er einen Sack, der als Ersatz für den Enddarm fungiert. Diesen verbindet er mit dem After. In den meisten Fällen legt der Chirurg vorübergehend einen künstlichen Darmausgang an. Dies ist notwendig, damit sich das gesamte Operationsgebiet erholen und gut heilen kann.

Eine Entfernung des Dickdarms kann für Patienten eine große Erleichterung darstellen, denn sie brauchen nun keine Medikamente mehr einnehmen. Ein Mensch kann auch ohne Dickdarm leben, denn dieser Darmabschnitt ist nicht lebensnotwendig. Allerdings müssen einige Betroffene häufiger ihren Darm entleeren, spüren häufiger Stuhldrang und der Stuhl ist mitunter dünner und schmieriger als gewöhnlich.

Entdeckt der Arzt bei der Darmspiegelung einen Tumor oder diagnostiziert der Pathologe später in den entnommenen Gewebeproben bösartige Veränderungen in der Darmschleimhaut, wird der Patient ebenfalls operiert.

Ernährung

Manche Patienten mit Colitis ulcerosa haben Untergewicht, sind unterernährt und/oder haben einen Mangel an Vitaminen, Eisen oder Elektrolyten. Diesen Patienten hilft eine ausführliche Ernährungsberatung, damit sie wissen, wie sie die erforderlichen Nährstoffe zu sich nehmen können. Betroffene sollten sich ausgewogen und vitaminreich ernähren. Eine spezielle Colitis-Diät ist aber nicht erforderlich. Eisen- bzw. Elektrolytmängel werden mithilfe von Nahrungsergänzungsmitteln oder in Einzelfällen auch mit Hilfe von Injektionen oder Infusionen behoben.

Leiden Patienten in einem schweren Schub unter einem Mangel an Vitaminen oder Spurenelementen, werden diese als Tabletten verabreicht. Bei einem akuten, starken Entzündungsschub werden manche Patienten komplett über die Vene mit Infusionen ernährt, um den Darm zu schonen.

Auch Probiotika konnten in Studien einigen Patienten helfen. Probiotika sind speziell zubereitete Lebensmittel oder Arzneimittel mit lebensfähigen Mikroorganismen, zum Beispiel Milchsäurebakterien (Laktobazillen), Bifidobakterien, Escherichia coli oder anderen Bakterien oder Pilzen. Studien mit Colitis ulcerosa-Patienten haben gezeigt, dass Probiotika mit Escherichia coli und Bifidobakterien das Risiko reduzieren konnten, dass die Krankheit nach einem abgeheilten Schub bald wieder auftrat.

Psychotherapie

Eine chronische Krankheit wie die Colitis ulcerosa kann den Betroffenen in seinem täglichen Leben durch die vielen Durchfälle, Komplikationen und Krankenhausaufenthalte stark einschränken. Studien haben gezeigt, dass eine Psychotherapie bei einem Psychotherapeuten den Patienten helfen kann, mit der Erkrankung besser zurechtzukommen und die Schmerzen zu verringern.

Besonderheiten bei der Behandlung von Schwangeren

Aminosalicylate können auch Schwangere einnehmen. Methotrexat darf dagegen von schwangeren Frauen nicht eingenommen werden. Bei Azathioprin und 6-Mercaptopurin ist nicht abschließend geklärt, ob sie das Ungeborene schädigen können. Da Patienten, die Azathioprin oder 6-Mercaptopruin absetzen, häufiger einen erneuten Schub erleiden, sollten Frauen in der Schwangerschaft den Einsatz dieser Medikamente mit ihrem Frauenarzt und ihrem Gastroenterologen besprechen.

Experte: Wissenschaftliche Beratung & Ausarbeitung: Prof. Dr. med. Joachim Labenz, Siegen

Literatur:
Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin in 2 Ordnern
Meyer, J. et al. (Hrsg.)
Elsevier, 11/2022
S3-Leitlinie: Diagnostik und Therapie der Colitis ulcerosa (2020)
https://www.dgvs.de/wp-content/uploads/2021/04/ZfG_Leitlinie_LLColitis-ulcerosa-2020_Ueberpruefung-2021_Stand-26.04.21.pdf
https://www.dgvs.de/wissen/leitlinien/leitlinien-dgvs/colitis-ulcerosa/

Letzte Aktualisierung: 23.01.2023

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